Was ist Peuple et Culture?
Seine Ursprünge
Im Rahmen des Widerstands gegen die nationalsozialistische Besatzung gründete eine kleine Gruppe, darunter Joffre Dumazedier und Benigno Cacèrés, im Maquis, dem Dickicht des Vercors-Massivs, die "fliegenden Truppen", die von Ort zu Ort zogen, um junge Widerstandskämpfer, vor allem Arbeiter und Bauern, auszubilden.
Das Ziel ist einfach: Die Widerstandskämpfer sollen den Umgang mit Waffen lernen, aber auch immer wieder nachdenken und sich weiterbilden. Sobald Frieden herrscht, soll das Land mit reflektierten und ausgebildeten Menschen wieder aufgebaut werden.
Nach dem Ende des Krieges wurde 1945 Peuple et Culture gegründet.
Seit seiner Gründung setzt sich Peuple et Culture für die Überwindung sozialer und kultureller Ungleichheiten ein und strebt Emanzipation, sozialen Aufstieg und Bildung an. Dies geschieht durch Kultur-, Kunst- und Bildungsprogramme mit den Methoden der éducation populaire (politische und non-formale Bildung).
Der Verband Peuple et Culture ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Peuple et Culture entwickelt Ansätze der politischen und non-formalen Bildung, die kritische Bildung, Autonomie, kulturelle und interkulturelle Öffnung, Wissensvermittlung, Lust auf Ausdruck und kollektives Handeln, Kreativität und Zusammenleben fördern.
Als reflexive und zugleich aktionsorientierte Bewegung zeichnet sich Peuple et Culture durch das Nebeneinander von drei grundlegenden Dimensionen aus:
- Geographisch, weil eine non-formale Bildungsmaßnahme so nah wie möglich an den Realitäten eines Raumes und den Menschen, die ihn beleben, konzipiert und entwickelt wird,
- Thematisch, weil die non-formale Bildung je nach ihren Ausdrucksformen und Interventionsbereichen spezifische Ansätze, Partnerschaften und Know-how entwickelt und dabei einen konsequent transversalen Ansatz beibehält,
- Aktivistisch, weil der Leitgedanke von Peuple et Culture ein persönliches Engagement in Form einer regelmäßigen Überprüfung der eigenen Geschichte, eines direkten Bezugs zur Gegenwart und einer vorausschauenden Vision für die Zukunft der non-formalen Bildung und der Gesellschaft beinhaltet.
Der experimentelle Ansatz ist ein Schlüsselelement unseres Verbandsprojekts.
Das Netzwerk hat eine überschaubare Größe und ist institutionell unabhängig. Diese Autonomie ermöglicht es uns auch, die öffentliche Politik so weit wie möglich mitzugestalten.
Interkulturelle Pädagogik
Der Perspektivwechsel, den eine Reise mit sich bringt, ermöglicht es, die eigenen Realitäten und Identitäten besser wahrzunehmen. Der Prozess ist aber nur dann sinnvoll, wenn er nicht in sich abgeschlossen ist. Diese (neu) erkannten Identitäten bilden wiederum einen neuen Ausgangspunkt.
Der Ansatz von Peuple et Culture ist vor allem als interkultureller Ansatz zu verstehen, der versucht, Identitäten, die als vielschichtig und plural zu verstehen sind, in einen Dialog zu bringen und sich gegenseitig zu bereichern.
Es handelt sich um einen Prozess, der unweigerlich mit Kommunikation, Nähe und direktem Austausch verbunden ist: Mobilität, Offenheit gegenüber dem Anderen, Auseinandersetzung mit sozialen Codes, Zeichen, Vorurteilen und Kategorisierungssystemen, die uns leiten.
Reisen kann als pädagogische Maßnahme verstanden werden, die Begegnungssituationen ermöglicht. Dabei ist die interkulturelle Begegnung sowohl von der kulturellen Zugehörigkeit als auch von den sozialen Umständen der Einzelnen geprägt.
Diese beiden Dimensionen, die in ständiger Wechselwirkung stehen, müssen berücksichtigt werden, um in einem zweiten Schritt die Überwindung der sozialen Unterschiede und die Achtung der kulturellen Vielfalt zu erreichen, insbesondere durch die Förderung der verschiedenen Ausdrucks- und Schaffensformen.
Reisen ist eine privilegierte Form der Sozialisierung und Bildung, die immer wieder Bewegung in Gang setzt.
Konkret
Peuple et Culture führt interkulturelle Austauschprogramme für junge Menschen und Fachkräfte durch.
Es geht darum, eine Gruppe von Menschen aus zwei oder drei Ländern während eines einwöchigen Aufenthalts in einer Unterkunft zusammenzubringen, um ihnen eine interkulturelle Erfahrung zu ermöglichen. Das Prinzip der Gegenseitigkeit ist grundlegend. Es wird systematisch gedolmetscht, um alle anwesenden Sprachen zur Geltung zu bringen. Sprachkenntnisse sind daher nicht erforderlich.
Die Gegenseitigkeit gilt auch für die Organisation der Austausche: Ein deutsch-französischer Zyklus besteht aus zwei Austauschen, einem in Frankreich und einem in Deutschland. Ein trilateraler Zyklus besteht aus drei Austauschen. Das Ziel ist, dass jede:r Teilnehmende die Erfahrung machen kann, einmal in der Situation des Reisens und einmal in der Situation des Empfangens zu sein.
Das Thema kann sehr weit gefasst sein und wird gemeinsam mit den Projektpartnern aus den verschiedenen beteiligten Ländern festgelegt. Wir konzipieren die Projekte also immer aus verschiedenen Perspektiven. Peuple et Culture arbeitet auf zwei verschiedene Weisen, was die Zusammensetzung der Gruppen betrifft: Entweder rekrutiert der Verein die Teilnehmenden selbst durch eine offene Ausschreibung auf nationaler Ebene oder er arbeitet mit einer lokalen Struktur zusammen, die eine Gruppe von Jugendlichen zusammenstellt (Schule, Jugendverein, Struktur für junge Freiwillige).
Die Vereine des Verbandes Peuple et Culture, die in diesem Bereich tätig sind
- IPEICC, Montpellier
- Peuple et Culture Gard, Nîmes
- Peuple et Culture Puy-de-Dôme, Clermont-Ferrand
- Union Peuple et Culture, Paris
- Strollad La Obra, Pont-Croix